Schriftspracherwerb
Neuere Erkenntnisse zur Schriftspracherwerbsforschung können mit den nachstehenden Aussagen allgemein beschrieben werden.
- Der Schriftspracherwerb ist als Entwicklungs- und Lernprozess zu verstehen, der bereits lange vor der Einschulung beginnt und der in zeitlich und qualitativ unterschiedlichen Stufen verläuft.
- Schreiben und Lesen sollen genauso „natürlich“ wie das Sprechen gelernt werden: durch Beobachten, Nachahmen, soziale Interaktionen sowie Bilden und Überprüfen von Hypothesen.
- Nicht nur die basalen Fähigkeiten wie z. B. visuelle und auditive Wahrnehmung oder Gedächtnisfaktoren sind als Voraussetzung notwendig, sondern vor allem die phonologische Bewusstheit und die Einsicht in das alphabetische Prinzip der Sprache.
- Die verschiedenen Stufen des Schriftspracherwerbs, die von den Kindern durchlaufen werden, geben den Beobachtern Einblicke in die Strategien, die den Lernenden bei der Auseinandersetzung mit Lauten und Buchstaben verwendet.
- Auf den einzelnen Stufen werden die unterschiedlichen Schreib- und Lesestrategien zunehmend differenziert, lösen einander ab, enden aber nicht abrupt und stehen auch weiterhin zur Verfügung.
- Die Kinder nähern sich den Stufen sehr unterschiedlich an, was vor allem von dem jeweiligen sozialen Umfeld abhängig ist. Fehler sind dabei notwendige Annäherungsformen an die Schriftsprache. Erzieherinnen und Erziehern, Lehrkräften oder Eltern geben sie Einblick in den aktuellen Entwicklungs- und Lernprozess des Kindes und ermöglichen entsprechende Hilfs- und Förderangebote, damit Unsicherheiten überwunden werden können.
- Entwicklungsunterschiede von zwei bis drei Jahren, mit Blick auf die Vorläuferfertigkeiten des Schriftspracherwerbs, hier insbesondere der phonologischen Bewusstheit, sind heute beinahe in jeder ersten Klasse zu finden. Dem wirken themenbezogene Rollenspielecken, die zum Lesen und Schreiben einladen und entsprechende Übungen und Spiele zur Stärkung dieser Vorläuferfertigkeiten in der Kita entgegen.