Leistungsprofil: Kompetent in Sachen Religion
Ein so verstandener Religionsunterricht ist geeignet, Schülerinnen und Schülern religiöse Kompetenz zu vermitteln.
1. Die Schülerinnen und Schüler bringen eigene Erfahrungen zur Sprache und setzen sie in Beziehung zu anderen Menschen und Gott.
Die Schülerinnen und Schüler artikulieren existentielle Bedürfnisse und Gefühle, Freude und Leid. Sie sind fähig, Vorstellungen von Zielen angemessen zu äußern. Sie können Stärken und Schwächen bei sich selbst und Anderen wahrnehmen. Damit verbunden ist die Fähigkeit, sich selbst anzunehmen und anderen Menschen mit Anerkennung zu begegnen.
Besonders in der Möglichkeit des Betens zeichnet sich die Chance ab, das miteinander Erlebte und Erfahrene in Bezug zu Gott als dem Grund der Wirklichkeit zu setzen.
Der Religionsunterricht entwickelt und stärkt die Kompetenz zur Wahrnehmung dieser drei Verflechtungen: Selbstannahme, Respekt vor dem Anderen und Bezug auf Gott.
2. Die Schülerinnen und Schüler stellen Sinn- und Bedeutungsfragen, entwickeln dazu erste Vorstellungen und versuchen Antworten.
Die zweite Kompetenz beschreibt eine grundlegende Haltung, die im Religionsunterricht angestrebt, eingeübt und vertieft wird. Die Schülerinnen und Schüler erhalten Raum und Zeit, um ihre existentiellen Fragen zu stellen: Wer bin ich? Wo komme ich her? Wozu bin ich da? Was soll ich tun? Wo gehe ich hin?
Es gilt aufmerksam wahrzunehmen, welche ersten Vorstellungen und Antworten die Kinder selbst geben. Der Religionsunterricht bietet Deutungsversuche aus der biblisch-christlichen Tradition an. Dabei geht es nicht um fertige, unumstößliche Antworten. Vielmehr stellen sich Lehrerinnen/Lehrer und Kinder in die Reihe der Fragenden und Suchenden.
3. Die Schülerinnen und Schüler kennen elementare biblische Geschichten. Sie verstehen diese als Ausdrucksformen menschlicher Erfahrung mit Gott und können sie auf das eigene Leben beziehen.
In diesem Kompetenzbereich geht es um die Fähigkeit, biblische Geschichten als eigenständige Deutung von Wirklichkeit wahrzunehmen und auf dem Hintergrund eigener Lebenserfahrungen zu verstehen. Die Kinder entdecken, dass in biblischen Geschichten Erfahrungen mit Gott zum Ausdruck kommen, die Menschen in bestimmten Lebenszusammenhängen artikuliert haben. Die Kinder finden in ihrer konkreten Lebenssituation eigene Zugänge zu biblischen Geschichten und können sie für sich gestalterisch erschließen.
4. Die Schülerinnen und Schüler kennen exemplarische Gestalten der Christentumsgeschichte und deuten sie als Modelle christlicher Existenz.
Hier wird die Fähigkeit Grund gelegt, die Biografien fremder Menschen in ihren Herausforderungen, Spannungen und Brüchen wahrzunehmen und im Hinblick auf das eigene Leben zu bedenken. Am Beispiel zentraler Persönlichkeiten der Christentumsgeschichte entdecken die Schülerinnen und Schüler, zu welchen Konsequenzen und Entscheidungen ein Leben mit Gott Menschen führen kann.
5. Die Schülerinnen und Schüler beschreiben unterschiedliche Ausdrucksformen des Glaubens wie Feste, Feiern oder Rituale und vollziehen sie mit.
Diese Kompetenz wird durch Miterleben erschlossen. Sich probeweise einlassen auf Gebete und Rituale, das Gestalten und Mitfeiern von religiösen Festen sind elementare Bestandteile religiöser Kompetenz. Dazu gehört auch, dass Kinder unterschiedliche Ausdrucksformen des Glaubens vergleichen können, Wirkungen religiöser Handlungsvollzüge reflektieren und eigene Formen religiöser Praxis finden und entwickeln.
6. Die Schülerinnen und Schüler gehen achtsam mit Mitgeschöpfen und Schöpfungsgütern um. Sie setzen sich nach ihren Möglichkeiten ein für einen friedfertigen, gerechten und bewahrenden Umgang mit der Schöpfung.
Die Schülerinnen und Schüler nehmen staunend die Schönheit, Vielfalt und Einzigartigkeit von Mensch und Natur wahr. Sie stellen die Frage nach dem Ursprung allen Lebens. Die Schöpfung und ihr eigenes Leben deuten sie als Gottes kostbares Geschenk. Angesichts der vielfachen Gefährdung der Schöpfung entwickeln die Schülerinnen und Schüler Einfühlungsvermögen, Betroffenheit und Wertschätzung. Sie begreifen Gottes Schalom als Zusage und Aufgabe. Sie entwickeln Hoffnung und Vertrauen und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen.
7. Die Schülerinnen und Schüler entwickeln und akzeptieren Regeln für das vertrauensvolle Zusammenleben und Miteinanderhandeln in Auseinandersetzung mit Jesu Botschaft von Liebe und gegenseitiger Anerkennung.
Gelingendes Zusammenleben braucht tragfähige Regeln. Das erleben und erfahren die Schülerinnen und Schüler in vielfältigen Gemeinschaften. Im Religionsunterricht werden sie befähigt, Regeln für das gemeinsame Leben am Lebensmodell Jesu, seinen Worten und Taten aufzuspüren und in ihr eigenes Leben zu übersetzen. Zentrale Kriterien sind das Doppelgebot der Liebe (Mk 12) und die Zusammenfassung der Botschaft Jesu „Einer trage des anderen Last.“.
8. Die Schülerinnen und Schüler nehmen andere religiöse Lebenswelten wahr. Sie setzen sich mit deren Glaubensformen und Sinnangeboten auseinander und kommunizieren respektvoll.
In der offenen, fragenden Begegnung mit Fremden und dem, was an Mitschülerinnen und Mitschülern, an Nachbarinnen und Nachbarn fremd erscheint, entdecken die Schülerinnen und Schüler andere Konfessionen, Religionen und Kulturen. Sie informieren sich über Leben und Glauben der anderen. Sie vergleichen und bedenken religiöse Inhalte und Ausdrucksformen, eigene und fremde Lebens- und Glaubensformen. Im Dialog können sie über ihre Religion Auskunft geben. Durch kritisches Hinterfragen werden sie auf eigene Vorbehalte aufmerksam. Sie nehmen an den Traditionen der anderen Anteil und üben den respektvollen Umgang miteinander.
9. Die Schülerinnen und Schüler können auf dem Hintergrund von Jesu Botschaft von Frieden und Gerechtigkeit lebensfördernde und lebensfeindliche Ansprüche in ihrer Lebenswelt unterscheiden und eigene Wünsche und Vorhaben überprüfen.
Ungewollt und zunächst unbewusst sind die Schülerinnen und Schüler in ungerechte Strukturen des Zusammenlebens in der Einen Welt verstrickt. Sie nehmen Unfrieden und Ungerechtigkeit in ihrer Lebenswelt und in der Welt wahr. Sie entdecken Zusammenhänge zwischen eigenen Wünschen, Ansprüchen, Lebensgewohnheiten und globalen Strukturen. Durch die Lebensordnung in der Tora und im Evangelium lernen sie Maßstäbe kennen, die Alternativen eröffnen im Blick auf lebensfördernde, zukunftsträchtige Entscheidungen.
In der Grundschule entfalten sich diese Kompetenzen inhomogen, abgestuft und fragmentarisch. Der Religionsunterricht hat dem entsprechend besonders auf einfache und grundlegende Gestaltungsmöglichkeiten und Sprachversuche zu achten und diese zu fördern.
Die Textfassung sind Ergebnisse aus der Steuergruppe Teilrahmenplan Evangelische Religion in der Grundschule.